Am 03. Dezember begrüßte die bündnisgrüne Dienstagsgesellschaft letztmalig in 2019, Hadamarer Bürger*Innen im Rathauscafe.
Als Gast begrüßte der Moderator Bernd Scholz, die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche.
Kordula ist ursprünglich in Berlin geboren. Lebt seit längerem in Eschborn. Und hat auch dort ihren Wahlkreis.
Seit 16 Jahren ist sie in der Pflegepolitik tätig.
Von 2003 bis 2013 war sie Mitglied des hessischen Landtages.
Seit 2013 ist sie Mitglied des Bundestages und dort Grüne Sprecherin für Pflegepolitik.
Zunächst wurde der aktuelle Mangel an Pflegekräften thematisiert.
Es würden aktuell ca. 50.000 Fachkräfte fehlen.
Darin enthalten 13.000 Stellen, die mit einem hohen bürokratischen Aufwand zusätzlich im Rahmen, des sog. Pflegekräfte Stärkungsgesetz aus 2019 geschaffen wurden.
Konkret seien erst ca. 100 zusätzliche Stellen geschaffen worden.
Die Personaluntergrenzen in den Krankenhäusern machen ihr konkret Sorgen.
Diese regeln, dass bestimmte Stationen bei Unterschreitung einer Untergrenze geschlossen werden müssten.
Um Schließungen zu vermeiden, werde nun Personal von anderen Stationen, auf die von Schließungen bedrohten Abteilungen verschoben.
Was es unbedingt braucht, ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte um mehr Zufriedenheit zu erlangen.
Nur so kann eine langfristige Berufstätigkeit erreicht werden.
Kordula weist natürlich auf den demografischen Wandel hin, der Lösungen der Gesellschaft fordert. Immer mehr Pflege- und Hilfebedürftige und gleichzeitig immer weniger Menschen, die mit anpacken können.
Das stellt alle vor immense Herausforderungen.
Deutschland habe die Pflegeausbildung ab 2020 reformiert.
Und sei dabei nicht gerade Vorreiter, wenn es um Stärkung und Innovation der Ausbildung geht.
Die deutsche Pflegeausbildung hängt weit hinter dem europäischen Standard zurück.
Dies läge an alten tradierten Ordnungen.
Es brauche neue Formen der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens.
In vielen europäischen Ländern ist es heute üblich, dass die Pflegeausbildung in unterschiedliche Qualifikationsstufen gegliedert ist.
Einerseits gibt es Kräfte, die hervorragend in der allgemeinen Grundpflege und den Prophylaxen ausgebildet sind. Andererseits sind da studierte Pflegekräfte, die den Pflegeprozess steuern und einfache medizinische Leistungen gleich mit übernehmen und so die Ärzteschaft unterstützen und einem Ärztemangel entgegenwirken.
Es braucht als im Grunde eine Qualifikation zu einem pflegerischen Fallmanager und dies insbesondere im Hintergrund der sich trennenden gesellschaftlichen Strukturen.
Hier wurden bei der aktuellen Reform der Ausbildung Chancen verpasst.
Den Kommunen empfiehlt sie, sich zu fragen: „Wie wollen wir zukünftig leben?“
Es würde zukünftig auch zu den kommunalen Aufgaben gehören, sie über diese Frage Gedanken zu machen und erste strukturelle Schritte einzuleiten.
So empfiehlt sie eine Art Quartiermanagement.
Jemand der in den Ortsteilen danach schaut, dass alle gut versorgt sind.
Das braucht eindeutig eine Stärkung des Ehrenamtes und Menschen, die bereit sich für andere zu engagieren.
Menschen, die ihr Lebensglück darin finden andere glücklich zu machen.
Die berühmten kleinen Dinges des Lebens.
Es braucht soziale Teilhabe, Prävention, vielleicht ein gemeinsames Generationencafe.
In Hadamar wurde erste Schritte, wie z.B. die Generationenhilfe e.V. und das Familienfreundliche Hadamar gelobt.
Der Gemeinde komme eine Schlüsselrolle zu.
Sie sollte zum Steuermann der Menschen in ihrem Ort werden.
Die Tagespflege solle gestärkt werden. Leider sind die Angebote in diesem Bereich aktuell rückläufig.
Grüne Politiker fordern eine sog. doppelte Pflegegarantie um den Menschen das Leben im Alter zu erleichtern.
So könnte private Eingenanteile gesenkt werden, die natürlich im Laufe der Zeit immer weiter steigen werden.
Zudem empfiehl Kordula analog der Bürgerversicherung auch über eine Pflegebürgerversicherung nachzudenken.
Bedeutet also Beamte und Selbständige mit einzubinden.
bs/05122019
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