(Foto: Stefanie Meilinger)
Einen Gast von hoher Qualität begrüßten Christoph Speier im Namen der BÜNDNISGRÜNEN am 05.11.2019 im Hadamarer Rathauscafe.
Der Klimawandel ist in aller Munde.
Wer jedoch hat schon einmal die Gelegenheit einer echten Kapazität auf diesem Gebiet zu begegnen? Und dann seine Fragen zu stellen?
Prof. Dr. Stefanie Meilinger lehrt und forscht an der Hochschule Bonn/Rhein/Sieg.
Dort ist sie Professorin für Nachhaltigkeit und regenerative Energiesysteme.
In ihrer Einleitung befragte die Fachfrau das Publikum, wer denn eine gewisse Affinität zu Technik und Physik habe?
Und wer schon einmal wirklich den Bericht des Weltklimarates (IPCC) gelesen habe?
Nur wenige Hände wurden gehoben.
Und da waren die Beteiligten mitten im Thema. Ganz Deutschland diskutiert mit. Die einen engagieren sich z.B. bei Fridays For Future und die anderen leugnen jede Beteiligung des Menschen am Klimawandel.
Je mehr sich der einzelne Mensch mit dem Thema befasst, desto eindeutiger fällt das Urteil zum vom Menschen gemachten Klimawandel aus.
Politiker*innen wie Donald Trump oder Beatrix v. Storch (AFD) sind maximal oberflächlich informiert, wollen aber die Richtlinien der Politik und damit das Schicksal des Planten maßgeblich beeinflussen.
Prof. Meilingers Anliegen ist es aufzuklären. Klar zu machen wovon gesprochen wird. Und deutlich zu machen, welcher Anteil des Wandels natürlich ist und welcher vom Menschen gemacht ist.
Zunächst unterschied sie die Begriffe „Wetter“ und „Klima“.
Beim Klima handelt es sich um den mittleren Zustand der Atmosphäre ab einem Zeitraum von 30, 100, 1000 oder mehr Jahren.
Alles unter 30 Jahren ist dann eher ein Wetterphänomen.
Gemessen werden Parameter, wie Luftdruck, Wind, Niederschlag und Temperatur.
Regional sind durchaus unterschiedliche Entwicklungen möglich. Am Ende ist jedoch die globale Entwicklung über einen Mindestzeitraum von 30 Jahren der Maßstab.
Der Mensch führt seit ca. 150 Jahren eigenständig, bemüht um Vergleichbarkeit weltweit Messungen durch.
Weitere Informationen erhalten die Klimaforscher durch Zeitzeugen, die in zurückliegenden Jahrhunderten schriftliche Aufzeichnungen zu Vegetation vorgenommen haben.
Eisbohrungen in der Tiefe lassen Rückschlüsse auf das Klima bis auf 400.000 Jahre vor unserer Zeit zu. Selbst hier kann die CO2 Konzentration ermittelt werden.
Abweichungen von den Mittelwerten werden als Klimaanormalien bezeichnet.
Auffällig ist, dass seit 1976 alle globalen Mittelwerttemperaturen über dem Jahrhundertdurchschnitt des letzten Jahrhunderts liegen.
In den letzten 10 Jahren, gab es die 9 wärmsten Jahre überhaupt.
Folgen sind z.B. das Abschmelzen von Gletschern und Polen.
Die Wasserfläche vergrößert sich, nicht nur durch die Eisschmelze, sondern durch den Anstieg der Wassertemperatur. Das Wasser dehnt sich somit aus.
Und mehr Wasser bedeutet, dass noch mehr Hitze auf der Erde absorbiert wird.
Die Wärme der Meere verändert die Meeresströmungen.
Diese wiederum bringen das Wetter aus dem Gleichgewicht.
In den letzten Jahren konnte ein massiver Eisrückgang beobachtet werden.
Gleichzeitig nimmt auf dem Land der Wassermangel zu.
Wie der Landkreis Limburg Weilburg vermeldete befand sich die Region in 2018 bereits kurz vor einem Wassermangel.
Flüsse und Seen führen immer weniger Wasser.
Wenn die Gletscher abgeschmolzen sind, dann gibt es keinen Nachschub mehr. Größere Regionen, wie z.B. der Raum Stuttgart, ziehen das Wasser aus dem Rhein und dem Bodensee.
Durch das Schmelzen des sog. „Ewigen Eises“ werden Permafrostböden freigelegt. Ein zweites Treibhausgas, das Methan entweicht.
Methan hat einen 24-25x höheren Treibhauseffekt als CO2.
Es gibt durchsaus Naturereignisse, die einen Einfluss auf das Weltklima haben.
Dazu gehören eine sich alle 11 Jahre verändernder Sonnenzyklus, Vulkanausbrüche, Meeresströmungen wie „El Nino“ und die Erdrotation.
Diese haben jedoch nur einen mäßigen Einfluss auf das Erdklima.
Wirft man einen Blick auf die Temperaturunterschiede von heute zur zurückliegenden Eiszeit, dann kann einem der Schrecken in die Glieder fahren.
In der letzten Eiszeit, war das Weltklima nur 4 Grad kälter als jetzt.
Diese 4 Grad haben dazu geführt, dass ein Eispanzer bis weit nach Italien hinein lag. Unwirtliche Bedingungen, in denen nur wenig menschliches Leben möglich war.
Heute reden wir davon, dass in diesem Jahrhundert der Temperaturanstieg nicht über 1,5 Grad ausfallen soll.
Wermutstropfen: „Im Jahr 2019 ist die Temperatur bereits weltweit um 1,3 Grad gestiegen. Und es sind noch 80 Jahre bis zur Jahrhundertwende!“
Wenn der Mensch die hausgemachten Emissionen von Treibhausgasen, wie CO2 (Hauptursache: Verbrennen fossiler Brennstoffe) und Methan (Hauptursache: Tierzucht), die aus jeder Skala brechen nicht in den Griff bekommt oder begrenzt, dann wird die Temperatur am dieses Jahrhunderts um bis zu 8,5 Grad gestiegen sein.
Zur Erinnerung: „ 4 Grad weniger führen zu einer Eiszeit.“
Zur Information: „Die nächste rhythmische Eiszeit kann uns erst in ca. 100.000 Jahren helfen.
Die natürlichen Klimaveränderungen sind nicht das Problem.
Es ist der Mensch, seit der industriellen Revolution, der das System zum Kippen bringt.
Der Anstieg der Treibhausgase lässt die Teilchendichte in der Atmosphäre ansteigen.
Deshalb wird mehr Licht der Sonne absorbiert.
Die Temperatur steigt immer mehr an.
Je nach Reduktion der Treibhausgase durch den Menschen sind unterschiedliche Klimaszenarien errechenbar.
Eines scheint aus Sicht von Prof. Meilinger aber unvermeidlich.
Es muss alles versucht werden um das Steuer herumzureißen. Alles!
Aus ihrer Sicht wird es nicht zu vermeiden sein, dass die Menschheit versuchen muss CO2 und Methan einzufangen und dies unter der Erde einzuschließen.
Die GRÜNEN werden sich mit aller Kraft dafür einsetzen, das Hadamar zur „Klima Kommune Hessen“ wird.
Das ist eine Initiative des Landes Hessen, welches Kommunen des Landes vernetzt, in Konzeptionen und Begleitung unterstützt sowie zu 90% für die jeweiligen Maßnahmen unterstützt.
Im September haben sich hier bereits 201 von 437 hessischen Kommunen vereinigt. Hadamar ist nicht dabei.
Die BÜNDNISGRÜNEN wollen ab dem Frühjahr mit aktiver Arbeit erreichen, dass Hadamar die Klimaschutzcharta des Landes unterzeichnet, eine IST-Analyse durchführt, eine ToDo Liste erstellt, eine Priorisierung vorgenommen wird und die Punkte Zug um Zug abgearbeitet werden.
Dabei sollen alle Bürger*innen auch wirtschaftlich von dieser Entwicklung profitieren.
Eine Begleitung durch die Kreisklimaschutzbeauftragte ist möglich.
Ziel ist die Klimaneutralität von Hadamar.
Fazit von Prof. Meilinger:
„Den Klimawandel gibt es!“
Es gibt einen Einfluss natürlicher Faktoren.
Diese sind aber nicht für die sich anbahnende Krise verantwortlich.
Verantwortlich ist der Mensch, mit seinem Handeln auf diesem Planeten.
Bei Ignoranz wird in einem überschaubaren Zeitraum Temperaturen geben, die es auf diesem Planten noch nie gegeben hat.
Und schon heute haben wir sog. Feedbackeffekte angestoßen, die unumkehrlich sind. Folgen, die also durch unser aktuelles Verhalten verursacht werden.
So ist bereits heute damit zu rechnen, dass wir in 30 Jahren nicht mehr nach Italien fahren müssen um das heiße, mediterane Klima zu erleben.
Mit allen Folgen für die Wasserspiegel, die Biodiversität und den gesundheitlichen Folgen für den Menschen.
bs/06112019
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