Hochwasserschutz in Hadamar

Ortsbegehung grüner Stadtverordneter bei Zufluss zum Elbbach

Der Holzbach – ein trügerisches Idyll
Am Donnerstag, den 16.9.2021 besichtigten Josephine Roßbach, Anke Föh-Harshman und Sabine Hirler den Lauf des Holzbachs, der unterhalb eines landwirtschaftlichen Anwesens angrenzt. Anlass für unseren Ortsbegang war ein kürzlich erschienener Presseartikel über Hochwasserschutz im Allgemeinen und Vorsorgemaßnahmen in Hadamar im Speziellen. Ein Anwohner

erzählte uns, dass aus diesem zeitweise trockenfallenden Bächlein bei Starkregen ein reißender Strom werden würde, der Totholz und arglos in den Bach geworfenen Unrat mit sich reiße.

Ein Anwohner erzählte uns, dass aus diesem zeitweise trockenfallenden Bächlein bei Starkregen ein reißender Strom werden würde, der Totholz und arglos in den Bach geworfenen Unrat mit sich reiße.

Der Holzbach unterquert mehrere landwirtschaftliche Wege. Hier wird das Wasser durch Rohre geleitet, die wiederum bachaufwärts mit Rechen ausgestattet sind, damit Totholz und Unrat nicht in die Rohre gelangen. Dies erfordert allerdings eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Rechen von Seiten des Bauhofes, da diese sich sonst zusetzen und den Wasserabfluss behindern.

Naturwasserschutz vs. Hochwasserschutz

Bei der Frage, wie ein Bachlauf idealerweise beschaffen sein sollte, kriegen sich Experten aus Natur- und Hochwasserschutz regelmäßig in die Haare. Experten des Hochwasserschutzes sehen in jedem querliegenden Ast eine potenzielle Gefahr im Falle eines Starkregenereignisses. Auf der anderen Seite ist es für das Ökosystem Bach essentiell, dass größere Steine, Totholz oder andere Hindernisse die Strömungsrichtung und -geschwindigkeit verändern und somit unterschiedliche Lebensräume innerhalb des Gewässers entstehen lassen. Wie kann also eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung aussehen?

Lösung ist komplexer aber wirkungsvoll


Das Problem von Hochwasserkatastrophen infolge von Starkregenereignissen ist ein menschengemachtes. Die Rechen vor Rohren und engen Durchlässen frei zu halten, ist sicherlich wichtig und kann lokale Überschwemmungen reduzieren. Es ist allerdings nur Symptombekämpfung und keine langfristige Hochwasserschutzstrategie. Letztere umfasst die Schaffung von Retentionsräumen, das heißt von Flächen, die große Wassermengen aufnehmen und speichern können, um sie gedrosselt in das nächste Fließgewässer einzuleiten. Auen sind solche natürlichen Retentionsräume. Die langfristige Strategie der Stadt Hadamar sollte also darin bestehen, Auen, wo immer es geht, zu renaturieren und den Flüssen und Bächen durch Abflachung der Ufer wieder den Anschluss an die Auen zu ermöglichen. Zusätzlich müssen künstliche Retentionsräume, wie z. B. gegenüber des Gewerbegebietes in Oberweyer geschaffen werden.

Was kann jede:r einzelne tun?


Last but not least müssen wir so viele Flächen wie möglich entsiegeln und begrünen, denn nur solche Flächen können Wasser aufnehmen und versickern. Auf versiegelten Flächen dagegen – und ja, auch ein Schottergarten fällt in diese Kategorie – kann das Wasser ungehindert in die Kanalisation abfließen. Im Falle eines Starkregenereignisses kommt das Fassungsvermögen mancher Kanäle schnell an seine Grenzen, sodass diese überlaufen.

Eine nachhaltige Strategie zum Schutz vor Hochwasser umfasst also immer mehrere Komponenten. Das Freihalten der Rechen ist nur ein sehr kleiner Baustein. Auf jeden Fall aber müssen Politik und Verwaltung endlich umdenken und wegkommen von dem einstigen Idealbild, Flüsse und Bäche begradigen, verbauen und beherrschen zu wollen.

Josephine Roßbach
Bündnis 90/ Die GRÜNEN, Stadtverordnete und Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Forsten und Landwirtschaft