Innovative Projekte und trotzdem auf dem Boden bleiben – Ein Dialog für ein zukunftsorientiertes Hadamar

Was brauchen die Bürger:innen und was wollen die Jugendlichen in Hadamar?

Impression aus dem eineinhalb stündigen moderierten Dialog. Bürgermeisterkandidatin Anja Obermann (links) und Sabine Hirler

Erfreulich und erfrischend offen war das digitale Gespräch von Sabine Hirler, (B‘90/Grüne) mit Anja Obermann (BM-Kandidatin) am 26.2. in Oberzeuzheim. Anja Obermann stellte sich einem breiten Fragekatalog in dem von Andre Franz-Scheuren moderierten Gespräch. Es ging um Frau Obermanns Vorstellungen einer Verwaltung unter ihrer Leitung. Was würde sie anders machen als der momentane Amtsinhaber Michael Ruoff?


Anja Obermann – eine Frau mit viel Erfahrung und Kompetenzen

Durch ihre langjährige Tätigkeit in der Hofheimer Kommunalverwaltung weiß sie um die Begrenzungen der Handlungsspielräume, aber sie weiß auch um die noch nicht gehobenen Schätze der Möglichkeiten in Hadamar. Eine davon sind die vielen Fördertöpfe, die für Infrastrukturmaßnahmen angezapft werden können. „Das Land hat viele Fördertöpfe für die die Beteiligung der Bevölkerung allerdings Voraussetzung ist.“ Dies gilt auch für den Bereich der Kernstadtentwicklung. Hier will Obermann alle beteiligten Bevölkerungs- und Altersgruppen in einer Kommission zusammenführen und sie in die Planungen einbinden. Dasselbe will sie umsetzen im Bereich Kindergarten und Jugendarbeit. Woher solle man wissen, was Jugendliche wollen, wenn man nicht mit ihnen spricht, fragt Obermann. Sie will das ändern und in den Dialog mit allen Bevölkerungsgruppen gehen.  „Ich baue keine Luftschlösser und verwalte nicht in Gutsherrenart“, sagt Obermann während der Diskussion, bei der sie auch zahlreiche Zuschauerfragen beantwortet. „Mir ist wichtig, durch Bedarfsanalysen und monatliche Bürgergespräche in allen Hadamarer Ortsteilen mit den Bürgern zu sprechen und so rauszufinden, was wollen sie eigentlich, was brauchen sie?“


Klimakommune und Naturwald – wichtige Projekte für die Zukunft


Auch die Einbindung des NABU soll unter ihrer Verwaltung verstärkt werden, wie sie es aus Hofheim seit Jahren kennt. Zu der Forderung der Grünen in Hadamar 10  Prozent Naturwald auszuweisen, sagt sie „das bekommen wir hin!“ Auch hier will sie den NABU und die Waldwirtschaft in engere Zusammenarbeit führen, um zu ermitteln, für die Erhaltung welcher Arten welche Programme und Maßnahmen nützlich sind.


Anja Obermann ist eine Befürworterin für den Beitritt Hadamars zu den „Klimakommunen“ des Landes Hessen. Sie beschreibt eine selbstverständliche Nutzung der hohen Förderungen für Investitionen im Bereich Klimaschutz, „die sich dann durch den kompletten Haushalt ziehen“ werden.


Man müsse sich informieren, wo welche Projekte schon erfolgreich umgesetzt worden seien, sich auch Universitäts-Arbeitsgruppen als Experten zu Hilfe nehmen, um neue Wege in Hadamar zu gehen. Auch Sabine Hirler merkte hierzu an, dass es eine Vielzahl an Projekten geben sollte, die das Mikroklima verbessern werden. Insbesondere für trockene Sommer und hochwasserreiche Zeiten müssten Regulationen im kommunalen Bereich in den Fokus rücken.


Zum Thema Erneuerbare Energien kann Obermann auf Erfahrungen mit der Photovoltaik-Energiegenossenschaft in Hofheim zurückblicken, bei der Bürger:innen, Städte und Gemeinden gemeinschaftlich wirtschaftlich arbeiten – „und sie machen Gewinn!“ sagt Obermann. Sabine Hirler ergänzt, dass in Hadamar seit 2012 keine öffentlichen Gebäude mehr mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet worden seien. Da gebe es sicherlich mehr Spielraum, fügt sie hinzu.


Verkehrsberuhigung und Straßenausbaubeiträge


Das Thema Verkehrsbelastung „wurde verstanden“, bestätigt Anja Obermann. Sie setze sich ein für die Einbindung einer Hochschule zur kostengünstigen Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes in Hadamar, außerdem für die Nutzung von unkomplizierten Seitenradargeräten zur Erfassung von Verkehrsaufkommen über einen längeren Zeitraum hinweg. Mit Hessenmobil müsse die Zusammenarbeit verbessert werden. Sabine Hirler merkt an, dass seit 2017 die Kommune Anträge stellen kann, um Tempo 30 auf den Durchgangsstraßen einzuführen, was die bisherige Verwaltung allerdings nicht getan habe. Hier würde nicht für die Bürger:innen mitgedacht.


Auch das Thema Stadtbus und bessere Transportmöglichkeiten für die Ortsteile wurde angesprochen. Auf Hirlers Vorschlag eines „dauerhaft in Schleife fahrenden kleinen Busses“ merkte Obermann an, dass dies in vielen Kurorten durchaus üblich sei. Ältere Menschen und Kinder könnten hier besonderen Nutzen davontragen.


Das Thema Straßenbaubeiträge hat in den letzten Jahren viele Gemüter erregt. Obermann schlägt eine Deckelung durch geschicktes Umsortieren von Ausgaben und Gebühren vor, die den Haushalt nicht belasten würden, den Menschen aber die Sicherheit geben würden, dass horrende Spitzen wie in Niederzeuzheim geschehen nicht vorkommen würden. Längerfristig gesehen dürfe das Land hier „den Kommunen nicht mehr den schwarzen Peter zuschieben“, sondern zu einer klaren und fairen Lösung kommen.


Moderne und flexible Wirtschaftsförderung


Auf die Frage, wie Obermann die wirtschaftliche Situation Hadamars beeinflussen wolle, sagte sie, dass man sich überlegen müsse, wie Gewerbetreibende angelockt werden könnten, für welche Gewerbetreibende wir hier in Hadamar genau die idealen Standortvorteile anzubieten hätten. Niedrige Wasserpreise seien zum Beispiel für Bäckereien gut. Der Vorteil von Hadamar müsse mehr herausgearbeitet werden. Auch müssten Verbesserungen für Jungunternehmer:innen entwickelt werden, Lotsenprogramme, Start-Up-Förderung…


Wo stehen wir in vier Jahren? Ein Blick in die Zukunft…


Auf die Frage, wo Hadamar in 4 Jahren sein wird, wenn Obermann als Bürgermeisterin und Sabine Hirler mit einer starken Grünen-Fraktion ins Gemeindeparlament eingezogen sind, positionierten sich beide Frauen folgendermaßen:


Anja Obermann ist überzeugt,  dass kreative Lösungen uns durch die Coronakrise ohne große Schäden hindurchgebracht haben, der Naturwald ist ausgewiesen, Hadamar ist Klimakommune geworden und hat schon einige Projekte umsetzen können, beim Städtebau sind die Planungsgespräche in vollem Gange, erste Anträge wurden gestellt. Die Stadtverwaltung ist digitalisiert und die Servicezeiten sind bürgerfreundlich geworden. Die Leerstände, das Ansiedeln von jungen Unternehmen sind besser geworden  und die Wirtschaftsförderung ist erfolgreich und zeigt erste erfreuliche Verbesserungen.


Die Verkehrsberuhigung ist im gesamten Stadtgebiet deutlich spürbar.


Das Wichtigste aber ist, die Stadtteile fühlen sich nicht mehr abgehängt, sondern haben eine lautere Stimme bekommen.


Sabine Hirler ergänzt, dass sie ein viel grüneres Hadamar vor sich sieht, überall sind Bushäuschen begrünt und behindertengerecht umgebaut worden. Die Gremien z.B. die Eltern-Kindergarten-Kommission tagen regelmäßig und werden in der Verwaltung und der Politik gehört. Die Kinderbetreuung ist so gut geworden, dass es immer mehr junge Familien nach Hadamar zieht. Das neue nachhaltige Wohnquartier in Faulbach trägt ein belebendes Element in die Stadt. Die Menschen stehen viel mehr im Fokus der Politik. Außerdem ist die Digitalisierung erfolgreich abgeschlossen worden.


Anke Föh-Harshman


B’90/Die Grünen