
In der Gegendarstellung in der NNP vom 16.1.2021auf den Brandbrief „44 Kinder suchen einen Kita-Platz“ von Sabine Hirler sind leider einige Dinge aus Sicht der Eltern nicht richtig dargestellt und teilweise auch nicht erwähnt. Es wird hier sehr die Sicht der Stadt Hadamar verteidigt.
Frau Hirler war übrigens die Einzige, die sich wirklich dem Thema angenommen hat, andere Politiker haben ausweichende Antworten geschickt oder sich erst gar nicht gemeldet.
Zur baulichen und organisatorischen Situation der Kita St. Peter
Dass die Kita, die 1962 erbaut wurde, marode ist und dringend Handlungsbedarf besteht, war 2016/2017 schon bekannt, an dem Gebäude hat sich seitdem nichts
verändert. Der Platz im Haupthaus der Kita reichte schon 2001/2002 nicht aus, daher wurde das alte Pfarrhaus für eine 3. Gruppe als Notbehelf hinzugenommen. Da
dies aber nur ein Übergang sein sollte, wurde alles so gestaltet, dass das Haus ohne Probleme (auch in finanzieller Hinsicht) wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt werden kann.
Ein Übergang, der inzwischen fast 20 Jahre andauert?
Die aktuelle Situation für die ins Pfarrhaus ausquartierten Kinder ist äußerst unbefriedigend. Kinder, die zur Frühbetreuung ins Haupthaus gehen - diese ist im
Pfarrhaus nicht möglich - müssen gegen 8.30 Uhr ins Pfarrhaus wechseln. Das Spiel mit Freunden, die im Haupthaus bleiben, wird unterbrochen, die Kinder müssen aufräumen, sich anziehen
und in ein anderes Gebäude wechseln. Ein gemeinsames Spielen in altershomogenen Gruppen ist in den Wintermonaten gar nicht möglich.
Dagegen müssen die Kinder, die zur Ganztagsbetreuung in die Kita gehen, zum Mittagessen in das alte Pfarrhaus wechseln. Hier steht für das Essen nur ein viel zu kleiner Raum zur Verfügung, gemeinsam mit den Schlafplätzen für die Mittagsruhe.
Mit den Vorschulkindern muss für die Vorschularbeit auf das Pfarrheim ausgewichen werden.
Aktuelle Kinderzahlen der Jahrgänge und Probleme mit der Platzvergabe
Der Jahrgang 2015/2016 umfasst 16 Kinder, für einen kleinen Ort wie Niederzeuzheim eine beachtliche Zahl. Schon 2017 waren die Kita-Plätze knapp und es gab nicht genügend Plätze für Kinder unter zwei. Da wir auch damals schon keine Auskunft bekamen, ob unser Kind denn mit 3 Jahren nach Niederzeuzheim in den Kindergarten gehen könnte, baten wir um ein Gespräch mit Herrn Bürgermeister Ruoff. Grundaussage bei diesem Termin war, dass die Stadt nur verpflichtet sei, die Kinder im Stadtgebiet unterzubringen, und da müssten die Kinder und Eltern halt durch.
Die Eltern einigten sich dann untereinander dergestalt, dass Eltern, die bereits einen U2-Platz sicher hatten, ihren Platz wieder freigaben, damit die Eltern, denen keine andere Betreuungsmöglichkeit zur Verfügung stand, diesen nutzen konnten.
Aus dem Jahrgang 2017/2018 konnten 5 Kinder nicht in der Kita in Niederzeuzheim aufgenommen werden. Sie mussten auf andere Orte ausweichen. Für Eltern, die kein zweites Auto in der Familie haben, und auf Bus oder Bahn angewiesen sind, ist dies fast unmöglich, da von Seiten der Stadt keine Transportmöglichkeit für die Kinder bereitgestellt wird. Schaut man sich nur mal die Bus-/Bahnverbindung von Niederzeuzheim nach Oberzeuzheim an, so weiß man, dass dies für ein Dreijähriges Kind und eine berufstätige Mutter ohne eigenes Auto unzumutbar ist.
Die Idee und Umsetzung eines Waldkindergartens in Oberzeuzheim, der laut Herrn Ruoff in Planung ist, ist eine private Initiative von Eltern und hat, außer der Genehmigung, nichts mit der Stadt zu tun. Warum ist das so? Waren hier vielleicht auch Bedarf und Möglichkeiten im Missverhältnis? Und bevor man überlegt, eine weitere Kita in der Kernstadt zu bauen, sollte man da nicht erstmal einen Plan wie den Bau der Kita in Niederzeuzheim erfolgreich beenden? Aber auch wenn jetzt überlegt wird, eine Kita in der Kernstadt zu bauen, so wird sich dies noch etwas hinziehen, denn hierfür müssen im Haushaltsplan erst einmal Gelder zur Verfügung gestellt werden, und dann erst kann die Planungsphase beginnen. Es ist absehbar, dass bis zu einer Nutzung noch Jahre ins Land ziehen.
Beim Jahrgang 2018/2019 mit 26 Kindern sieht es noch schlechter aus. Aufgrund des Kapazitätsmangels konnte kein einziges U3 Kind aufgenommen werden. Es verlassen im Sommer 11 Kinder den Kindergarten, somit müssen 18 Kinder in einem Kindergarten in einem anderen Stadtteil untergebracht werden. Eine beachtliche Zahl. Und ob die alle im Stadtgebiet verteilt werden können, ist fraglich. Ziehen nun noch Familien dazu, die ältere Kinder haben, so werden diese bevorzugt und aus den 18 Kindern werden ganz schnell 20 oder mehr. Eine Mutter, die in der Kita in Steinbach anrief, um nach einem freien Platz zu fragen, wurde, nachdem sie sagte, sie sei aus Niederzeuzheim, mit den Worten, „ihr habt selbst eine Kita, wir haben keinen Platz“, abgespeist.
Übrigens dürfen die Kinder, die einmal in einem anderen Kindergarten untergekommen sind, nicht mehr zurück, denn Kindergartenhopping“ wird nicht gerne gesehen. Aber dass die Kinder, die in einem anderen Kindergarten Freunde gefunden haben und zu den Kindern im Ort wenig bis keine Bindung haben, dann im Heimatort ohne Freunde in die Grundschule gehen müssen, das scheint in Ordnung zu sein!
Leere Versprechungen und intransparente Kommunikation vom Bürgermeister
Beim Neujahrsempfang 2019 verkündete Herr Ruoff, es seien 1,5 Millionen Euro für einen Neu- bzw. Umbau der Kita Niederzeuzheim bereitgestellt. Dies klang so, als könnte bald mit dem Bau begonnen werden. Dass sich dies bis 2022/2023 oder auch noch darüber hinaus hinziehen könnte, davon war keine Rede. Hier war längst bekannt, dass der Jahrgang 2018/2019 über 20 Kinder umfasst. Zeitgleich gab es einen Beschluss, dass 900.000 Euro für einen Fußballplatz bereitgestellt werden sollen. Hätte man da die Prioritäten nicht nochmal verschieben können? Sind drei Jahre zu kurz, um einen Baubeginn zu erreichen, eine konkrete Ausführungsplanung oder wenigstens einen genehmigten Bauantrag?
Lösungsansätze
Eine kurzfristige Lösung, mit der wir Eltern einverstanden wären, wäre z. B. ein Container im Garten der Kita, auf dem Kirmesplatz oder auf der Freifläche am Sportplatz. Evtl. wäre auch das Pfarrheim eine provisorische Lösung. Ob über diese Möglichkeiten, zumindest eine kurzfristige Lösung zu schaffen, damit die Kinder alle unterkommen können, nachgedacht wurde, wissen wir nicht. Auf den Brief, der am 09.12.2020 an Bürgermeister Ruoff ging, haben wir bis auf die Bitte, man müsse wegen Covid-19 und der Weihnachtsferien noch etwas Geduld haben, keine Antwort erhalten. Eine gute und zielorientierte Zusammenarbeit ist hier nicht zu erkennen. Aktuell ist anzunehmen, dass bis die Planung, der Bauantrag und die Ausführung beendet sind, der Jahrgang 2018/2019 längst in der Schule ist und nie gemeinsam einen Kindergarten besuchen konnte.
Carmen Fritz, Elterninitiative Kita St. Peter