
Die GRÜNEN unterstützen Kritik vieler Frickhöfer Bürgerinnen und Bürger – RATSCHLAG am Mittwoch, den 28. August um 19:30 Uhr, im Konferenzsaal, Marktstraße 4, Frickhofen.
Am 24. Juli 2019 fanden sich am „Alten Friedhof“ in Frickhofen (Ortsausgang rechter Hand Richtung Wilsenroth) auf Initiative des Ortsverbandes Hadamar|Dornburg von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN
interessierte Bürgerinnen und Bürger ein, um sich ein Bild zur aktuellen Situation vor Ort zu machen. Neben Frau Bohnhorst-Vollmer, Redakteurin der „Nassauischen“ (NNP), kam auch
Bürgermeister Andreas Höfner (CDU) dazu. Wie im Artikel der NNP am 27. Juli 2019 zu lesen war, zweifelt selbst er am – aus Sicht der GRÜNEN – nicht dem Naturschutz entsprechenden Vorgehen
seiner Verwaltung: „Das Projekt hat sich zugegebenermaßen recht suboptimal entwickelt.“
Warum sich dieses Projekt so ungünstig entwickelte, kann nur nachvollziehen, wer folgende Hintergründe kennt. Ende 2014 wurde der Bebauungsplan 29 „Naturfriedhof Frickhofen“ von BM Höfner
genehmigt. Darauf wurden Anfang 2015 alle Fichten auf dem Grundstück abgeholzt.
Dem Bürgermeister Höfner zufolge wurde dann „aus Kostengründen“ dem Ortsvorsteher Frank Lucchesi (CDU) der Auftrag zur Abholzung der verbliebenen Laubbäume übertragen. Im Klartext weist das
auf ein Tauschgeschäft hin: Abholzungsarbeiten gegen Vermarktung der abholzten Bäume? Auf die Frage von Sabine Hirler von den GRÜNEN, wie er sich die Gestaltung des Naturfriedhofs ohne Bäume
vorstellt, antwortete Bürgermeister Höfner, dass er plane, stammstarke Bäume neu zu pflanzen. Der ebenfalls vor Ort anwesende stellvertretende Vorsitzende des Kreistags Wolfgang Lippe merkte dazu
kritisch an, dass dies ein wirtschaftlich ineffektives Vorgehen gewesen sei angesichts des Umstandes, dass der Bürgermeister doch vorher so viel Wert auf eine kostengünstige Abholzung gelegt
hätte.
Zur Sprache kam die Abholzung der Laubbäume zur Unzeit Ende Mai. Zu diesem Zeitpunkt brüteten zahlreiche Vögel gerade ihren Nachwuchs aus. Trotz der Bekräftigung durch den Dornburger
Bürgermeister, dass die Baumfällarbeiten „erst nach qualifizierter Absuche nach etwaigen Baumbewohnern beziehungsweise Nestern“ durchgeführt worden seien, kann dies als rhetorische Ablenkung
gewertet werden. Laut Augenzeugen und Anwohner*innen wurden sämtliche Laubbäume innerhalb von weniger als zwei Tagen von Herrn Lucchesi beseitigt. Die Anwohner*innen und
naturinteressierte Frickhöfer*innen beobachteten auf dem Gelände noch bis zur Abholzung verschiedene Spechtarten und viele andere Vogelarten. Das war angesichts des starken Rückgangs der
Vogelpopulation auf jeden Fall aufflällig.
Demokratisch irritierend war für die Anwesenden während des Treffens, dass trotz zweimaligen Hinweises von Sabine Hirler, dass die Gemeindeverwaltung in der Sache gegen ihre eigenen Beschlüsse
und rechtliche Selbstbindung verstieß, sich der Dornburger Bürgermeister dazu nicht äußerte.
Als Vorsitzende des Grünen-Ortsverbandes zitiert Frau Hirler die von der Gemeindevertretung beschlossene Begründung zum Bebauungsplan 29 (Fläche für Maßnahmen zum Schutz zur Pflege und
Entwicklung von Natur und Landschaft, § 9 Abs. 1 Nr. 20 und Abs. 6 BauGB). Dort heißt es: „Die vorhandenen standortgerechten Bäume und vereinzelten Sträucher bleiben zur
Weiterentwicklung erhalten. Sämtliche erhaltenswerte Einzelbäume (Solitärbäume) des Plangebietes sind je nach Notwendigkeit mit baumpflegerischen Maßnahmen zu versehen, um deren artgerechten
Habitus und deren Vitalität wiederherzustellen und der Verkehrssicherungspflicht gerecht zu werden.“
Da alle Bäume gefällt wurden, können sicherlich nicht alle aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt worden sein. Nach Hinweisen aus der Frickhöfer Bevölkerung und des bisherigen Revierförsters
kann es sich lediglich um drei bis vier Ahornbäume an der Straße nach Wilsenroth gehandelt haben. Dem seien noch wenige kranke Bäume mit Bruchästen mitten auf dem Grundstück zuzurechnen.
In der Begründung zum Bebauungsplan ist zudem im Abschnitt Darstellung von Planungsalternativen folgender Abschnitt zu lesen: „Die geringe ökologische Wertigkeit des Plangebietes i. V. m. der
Vorprägung und ursprünglichen Nutzung ist prädestiniert für den angedachten Nutzungszweck. Aus Sicht der Gemeinde besteht keine Möglichkeit für alternative Planungen/Lösungsansätze bei gleicher
Ausnutzung, Funktionalität und entsprechendem Flächenverbrauch.“ Aus Sicht der GRÜNEN zeigt sich bei der „alternativlosen“ Entscheidung der mangelnde Weitblick zur Entwicklung der vorhandenen
Infrastruktur Dornburgs. Sämtliche Friedhöfe in den Ortsteilen von Dornburg haben ausreichend Platz für Neubelegungen. Scheinbar gehört des zu den Sparplänen des Bürgermeisters, diese
Infrastruktur zu reduzieren und auch die lokale Bestattungskultur unnötig zu ökonomisieren. Bürgermeister Andreas Höfner (CDU) verwies weiter darauf, dass seit kurzem überall Urnengräber
zugelassen sind. An diesem Punkt stellt sich nun grundsätzlich die Frage, warum es notwendig war, einen für die Gemeinde sicherlich nicht kostenneutralen Bebauungsplan „Naturfriedhof“ zu
entwickeln, und wer ein Interesse daran hatte, merkte die GRÜNEN-Ortsvorsitzende Sabine Hirler an?
Der Dornburger Bürgermeister räumte vor Ort ein, dass er sich auch eine andere Nutzung vorstellen könnte. So regte er zum Beispiel eine Beteiligung der Mittelpunktschule an.
Aus Sicht vieler Dornburger Bürger*innen haben in dieser Angelegenheit die Gemeindevertretung und der Bürgermeister Höfner an der Natur wieder etwas gutzumachen. Genauso sollte der Umgang mit der
Zukunft der Bestattungskultur, ob religiös oder säkular, und der starken Struktur ihrer zahlreichen Friedhöfe sinnvoll und zeitgemäß beantwortet werden. Neben dem Bedürfnis zahlreicher
Menschen, auch das Totenbett ihrer Verwandten erreichen zu können, gelten Friedhöfe ähnlich wie Parks als Orte zum Schutz der Natur.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind nun herzlich vom Ortsverband BÜNDNIS´90/DIE GRÜNEN eingeladen, am Mittwoch, den 28. August 2019, um 19.30 Uhr im Konferenzraum des Bürgerhauses
Frickhofen (Marktstraße 4) aus dem gegebenen Anlass an einem Ratschlag zu Fragen des Naturschutzes in den Ortsteilen in Dornburg teilzunehmen, ihre Meinung zu äußern und kritische Hinweise zu
geben.
Rückfragen sind möglich per E-Mail: speier@kochmedien.de oder Telefon 06433 949 41 19 (Christoph Speier).
Hier geht es zum 12 Punkte Plan des Landes Hessen, zum Schutz des heimischen Waldes.
Hier geht es zum "HR-INFO Podcast" zu "Klimaopfer hessischer Wald" vom 06.09.2019.
sh/21082019